Hallenbad: Bianca Regl, Adam Bota, Stephan Schwarz im Ragnarhof
Ragnarhof, 05.09.2007 | Gesche Heumann

Hallenbad

Adam Bota
Performance zur Eröffnung
Ausstellungsansicht Obergeschoss
Fotos: Andrew Rinkhy

Bis Freitag den 8. September kann man noch zwischen 16 und 20 Uhr eine Freischwimmer-Einrichtung besichtigen, die im vom Kurator Dieschwarzarbeit im Ragnarhof, Grundsteingasse 12, am Samstag mit einem Fest für alle Freunde – und es waren viele! Und sie sahen gut aus! – eröffnet wurde. Der Ragnarhof selbst ist ein tauchgrüner Ort, mit dem Befreundetsein sich nicht zuletzt des brachliegenden Nachbargrundstückswildgarten wegen lohnt. Im nebenstehenden, halb eingerissenen Haus sieht man vom Hof zwei Bilder von Adam Bota hängen, Öl auf Leinwand, Körperblut I und II, 200x150cm. Zwei türgroß angeschnittene Mannsgesichter scheinen aus den Raumscherben zu fallen, zwei großhäutige Flächen mit menschlichem Blick baden nackt auf den Wänden.

Im unteren Raum des Ragnarhofs hängt gleich im Eingang, unauffällig in Fensterhöhe enthoben, ein Objekt von Christian Eisenberger, das als temporärer Mumifizierungsabdruck aus Packpapier vom Körper des Künstlers ausgeschnitten wurde. Die einen reden von überdimensionierter Unterhose oder Fischschuppe ohne Flosse, die anderen, ganz allusiv, über den Stierkopf aus Fahrradsattel- und lenker von Picasso

Über der Bar selbst findet sich eine 200x200cm große feuerfeste schwarze Bauplane, auf der eine Kalligraphie von Onno Ennoson aufgetragen ist. Onno Ennoson zeichnete außerdem verantwortlich für die von der Vernissage ins Konzert überleitende Performance. Begleitet von einer Elektroakustischen Kaskade wurden Crepes schön-bezeichnet und die flüssige Farbe unter Zuhilfenahme von fünf sich bewegenden Schallplattensspielern zentrifrugalen Kräften ausgesetzt. Diese kalligraphierten Schwimmertattoos auf Palatschinken nahmen im weiteren Verlauf des Abends bohemin großzügig den Weg allen Fleischs und verschwanden im Staub.
(Das auf dem von Andrew Rinkhy freundlicherweise zur Verfügung gestellte Foto erkenntliche Großferkel in rosa Dispersion auf Teppich auf der Wand hinter Onno Ennoson während der Performance ist mittlerweile mit weiteren Arbeiten ähnlicher Sujets im Podium in der Westbahnstraße 35 installiert und stammt aus einer Koproduktion zwischen Dieschwarzarbeit und Atzgerei.)

Auf dem Treppenaufgang in den ersten Stock zeigt ein Backlightleuchtkasten (107x138x20cm) ein fotografiertes Grafitto unter den Betonpfeilern einer Brücke. Die Schrift sagt “Nichtskind”, ebenfalls von Dieschwarzarbeit.
Im oberen Saal dann eine von Dieschwarzarbeit choreographierte Schwimmbahn – die Fensterreihe rechts ist mit blautransparentem und dichtschwarzem Papier verhängt, auf der Saalwand links finden sich acht jeweils 200×170 cm große, im Wechsel aufgehängte Ölbilder von Adam Bota und Bianca Regl, alle ohne Titel, man erkennt genug.
Auf den Bildern von Bianca Regl lässt sich eine Dame im Bikini ins tiefe Schwarz hinab und gleitet immer leichter und verschwommener. Die Bilder von Adam Bota hingegen präsentieren Vielleicht-schwimmer, die sich aus einer das Bild mit einer Farbe gründlich überlaufenen ersten Malschicht mittels sparsam eingesetzter Konturlichter herausschälen und als kolossal kompakte Figuren erscheinen, lässige Gestalten. Teils mit Badekappen bekleidet und mit nackten Oberkörpern machen sie den Eindruck eines cocktailfarben ausgeleuchteten Poolpublikums. Die Malerei ist satt aufgetragen, die Leiber haben Raum.
Der Clou beim Schwimmen handelt von der Überwindung der Angst, im Wasser ertrinken zu können. Der Bademeister der Ausstellung im Ragnarhof, Kurator Dieschwarzarbeit, hat das Kunststück fertiggebracht, sehr verschiedene Positionen zusammenzuführen und einen Pool verschiedener Suchbewegungen zu präsentieren. Gut, dass solche Pools auch in Innenräumen gut Platz finden.

(1160 Wien, Grundsteingasse 12, bis 08.09.2007)